Amtsgeheimnisse - Der Gemeindebund-Podcast

#22 Amtsgeheimnisse vor Ort - Ortsbewohner gründen Wirtshaus - mit Thomas Heissenberger

Episode Summary

Eine Gemeinde ohne Wirtshaus? Nicht auszudenken! Doch genau das drohte in Hochneukirchen-Gschaidt zur Realität zu werden. Der Ort mit rund 1.600 Einwohner:innen liegt am „Dach“ der Buckligen Welt und musste kurz vor der Pandemie 2020 zusehen, wie der letzte Pächter des Gemeindewirtshauses den Schlüssel abgab. „Wir haben uns während der Pandemie Gedanken gemacht, wie wir das Wirtshaus nachhaltig betreiben können“, erzählt Bürgermeister Thomas Heissenberger. „Wir haben uns gefragt: Was braucht ein Wirtshaus heutzutage? Was wünscht sich ein Gast? Und wie muss man sich positionieren, um mit einem Wirtshaus wirtschaftlich zu überleben? Mithilfe von professioneller Prozessbegleitung haben wir uns ein Konzept überlegt“, so Heissenberger. Das Ergebnis ist „s’Hutwisch“ - eine Genossenschaft bestehend aus Bürgerinnen und Bürgern, die das Gemeindewirtshaus nun bereits seit mehreren Jahren erfolgreich betreibt. Wie das funktioniert, erzählt Bürgermeister Thomas Heissenberger in dieser Ausgabe von „Amtsgeheimnisse vor Ort“ – dem Gemeindebund-Podcast.

Episode Notes

Eine Gemeinde ohne Wirtshaus? Nicht auszudenken! Doch genau das drohte in Hochneukirchen-Gschaidt zur Realität zu werden. Der Ort mit rund 1.600 Einwohner:innen liegt am „Dach“ der Buckligen Welt im Dreiländereck Niederösterreich/Burgenland/Steiermark und musste kurz vor der Pandemie zusehen, wie der letzte Pächter des Gemeindewirtshauses den Schlüssel abgab. „Wir haben uns während der Pandemie Gedanken gemacht, wie wir das Wirtshaus nachhaltig betreiben können“, erzählt Bürgermeister Thomas Heissenberger. „Wir haben uns gefragt: Was braucht ein Wirtshaus heutzutage? Was wünscht sich ein Gast? Und wie muss man sich positionieren, um mit einem Wirtshaus wirtschaftlich zu überleben? Mithilfe von professioneller Prozessbegleitung haben wir uns ein Konzept überlegt“, so Heissenberger. Das Ergebnis ist „s’Hutwisch“ - eine Genossenschaft bestehend aus Bürgerinnen und Bürgern, die das Gemeindewirtshaus nun bereits seit mehreren Jahren erfolgreich betreibt.

Der große Vorteil war, dass es sich beim Wirtshaus um eine Gemeinde-Immobilie handelt. Von Vornherein war für Bürgermeister Heissenberger jedoch klar: Der Betrieb eines Wirtshauses ist nicht Gemeindesache. Pächter ist nun die Genossenschaft. Rund 600 Bürgerinnen und Bürger haben insgesamt rund 1.500 Anteile zu je 150 Euro an der Genossenschaft erworben. „Der Schlüssel zum Erfolg ist der neunköpfige Genossenschaftsvorstand, der sich intensiv mit dem Betrieb des Wirtshauses befasst“, erzählt Heissenberger. Zu Beginn standen mehrere Investitionen an. Hier trennt Heissenberger klar zwischen den Aufgaben der Gemeinde als Vermieter und jenen der Genossenschaft als Pächter. Als Bürgermeister und gleichzeitig Obmann der Genossenschaft bekleidet er eine Doppelrolle. Ziel der Genossenschaft ist nicht die Finanzanlage, sagt der Bürgermeister: „Alle, die sich hier beteiligt haben, wollen in erster Linie ein Wirtshaus haben. Sie wollen dort Geburtstag, Taufe und Erstkommunion feiern“. Wie gut das Projekt ankommt, zeigt sich an der bunten Zusammensetzung der Genossenschaft: „Wir haben Mitglieder vom Neusiedler See bis zum Bodensee“. Die Gemeinde profitiert zwar von den Miet- und Kommunalsteuereinnahmen. Vor allem ist das Wirtshaus aber ein sozialer Treffpunkt, wo sich das Gemeindeleben abspielt. „Die Genossenschaft an sich ist nicht der Schlüssel zum Erfolg, dass ein Wirtshaus funktioniert. Der Schlüssel zum Erfolg ist das Team, das dahintersteht“, betont Bürgermeister Thomas Heissenberger im Gespräch mit Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl in dieser Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“.