Amtsgeheimnisse - Der Gemeindebund-Podcast

#28 Amtsgeheimnisse vor Ort: „Die Gemeinde, die nur über Deutschland erreichbar ist“ - mit Bürgermeisterin Karina Konrad

Episode Summary

In dieser Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“ spricht Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit Bürgermeisterin Karina Konrad über die Gemeinde Jungholz – eine funktionelle Exklave Österreichs in Deutschland. Was diese besondere geografische Lage für die Gemeindepolitik bedeutet, erzählt Karina Konrad anhand von praktischen Beispielen aus dem Alltag. Themen der Folge: - Die Vor- und Nachteile, von Deutschland umgeben zu sein - Wie es sich als Gemeinde mit österreichweit größtem Ausländeranteil lebt - Infrastrukturelle Besonderheiten der Gemeinde, z.B. Stromversorgung, Glasfaserleitung, legistische Ausnahmeregelungen, medizinische Versorgung, Auftragsvergabe und Kommunalsteuereinnahmen - Das Zugehörigkeitsgefühl der Jungholzerinnen und Jungholzer - Politische Herausforderungen einer Exklave 👉 Jetzt anhören auf Spotify, Apple Podcasts oder unter amtsgeheimnisse.simplecast.com

Episode Notes

Eine österreichische Gemeinde mit zwei Postleitzahlen, wirtschaftlichem Sonderstatus, doppelt so vielen deutschen als österreichischen Staatsbürgern und ringsum von deutschem Gebiet umgeben – wie kann das sein? Ganz einfach: Die Tiroler Gemeinde Jungholz ist eine funktionelle Exklave. Sie ist nur an einem Punkt auf 1.636 Metern Seehöhe am Gipfel eines Bergs mit Österreich verbunden und liegt geografisch im deutschen Allgäu. Dadurch ist sie auch ausschließlich von Deutschland zugänglich. Wie ist es, eine solche Gemeinde zu leiten? Bürgermeisterin Karina Konrad erzählt in dieser Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“ von den Eigenheiten und der Herausforderungen eines „Stücks Tirol im Allgäu“.

Jungholz ist wirtschaftlich und auch sonst stark an Deutschland angebunden, doch gleichzeitig gelten österreichische Gesetze. Das führt zu allerhand Hürden, etwa bei der Auftragsvergabe an deutsche Unternehmen, bei den Stromnetzen und bei der Kommunalsteuer. Die Glasfaseranbindung an Österreich verlangt etwa ein Kilometer-langes Zuleitungsnetz und in der Kommunalpolitik ist es nicht immer einfach, Ämter zu besetzen, zumal dafür eine österreichische Staatsbürgerschaft erforderlich ist. „Wenn neue Gesetze erlassen werden, sind wir sehr hellhörig, ob es für uns auch Ausnahmeregelungen gibt“, so Karina Konrad. „Unsere Kinder gehen in Deutschland in die Schule und auch die ärztliche Versorgung befindet sich mehrheitlich im Allgäu“, erzählt die Bürgermeisterin. Daraus resultiert auch, dass Jungholz als wohl einzige Gemeinde Tirols nicht Teil eines Krankenhausverbands ist. Statistisch gesehen ist Jungholz auch die Gemeinde mit dem geringsten Durchschnittseinkommen Österreichs – doch der Schein trügt: „Wir sind nicht so arm, wie es in der Statistik aussieht“, lacht Karina Konrad. Immerhin arbeiten die meisten Jungholzerinnen und Jungholzer im deutschen Ausland.

Über das und mehr spricht die Jungholzer Bürgermeisterin in der aktuellen Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“.